Silverrudder Einhand rund Fünen – Markus Sprick mit klasse Ergebnis

Silverrudder Einhand rund Fünen – Markus Sprick mit klasse Ergebnis

Markus Sprick hat in den letzten Jahren seine schöne BB10 immer weiter für das Einhandsegeln optimiert und fährt nun seine ersten Erfolgserlebnisse ein. Erst beim Vegvisir-Race im August und nun wieder zum legendären Silverrudder mit 400 Startern. Während das Vegvisir-Race wie eine Art Rallye mit 151sm durch die Inselwelt der dänischen Südsee vor allem hohe Ansprüche an die Navigation stellt, ist das Silverrudder mit der Umrundung der Insel Fünen eher ein Speedrace.

Beide Rennen haben die gleichen herausfordernden Teilaufgaben, einmal durch die Nacht sowie die Durchfahrt unter den für einen Bayern schon furchteinflößenden Belt-Brücken hindurch. Strömungen mit bis zu vier Knoten, die einen manchmal rückwärts treiben lassen.  Die eigentlichen Challenge ist aber zwischen den vielen unbeleuchteten Tonnen hindurch seinen Weg zu finden, und das vor allem wenn die Müdigkeit einsetzt. Die Wetterbedingungen beim Silverrudder waren zu Anfang gut, dann vor den Brücken Flaute, dann herrlich bis in den Nordteil, dann Flaute bei der der Durchfahrt durch Middelfart, wo Markus sehr viele Plätze gutmachte und dann ein sehr zäher Abschnitt bis zur Einfahrt des Svendborg-Sund. Markus bewältigte beide Singlehand-Regatten großartig, auch wenn beim Silverrudder sogar ein Top20 Platz möglich gewesen wäre. Im letzten Abschnitt hoch nach Svendborg gab es nochmal ein hartes Wendenduell und da ist die BB10 mit großer Genua und den Backstagen nicht die schnellste. Gratulation an Markus zu Platz 35 in der Klasse Keelboats medium in der Zeit von 27 Stunden, 36 Minuten und 50 Sekunden. Glückwunsch zu einem neuen Finisher-T-Shirts, das es traditionell bei dieser Regatta als Trophäe gibt.
Markus wird einen Vortrag über das Einhandsegeln halten. Wir informieren rechtzeitig

Hier der Link zur Eventwebseite mit allen Infos

Bei solchen Einhand-Regatten schreiben die Veranstalter einen Shore-Coach vor. Lothar Schmidt übernimmt die Aufgabe mit viel Genuss. Hier ein Bericht aus seiner Perspektive.

Die Mitteilung ist ja schnell überflogen; da hat einer aus dem DTYC Einhand auf seiner BB 10 am Silverruder rund Insel Fünen teilgenommen und Platz 35 erreicht, Gratulation!
Ich war als Freund und Begleiter dabei und es drängt mich, diese simple Nachricht einer doch eher ungewöhnlichen Regattateilnahme mal ein wenig heller zu beleuchten. Da nur wenige Leser Fünen spontan einordnen können und noch weniger schnell mal googeln, hier eine kurze Info.
Die dänische Insel Fünen liegt am großen Belt und ist mit zwei riesigen Brücken mit dem Festland und mit der Insel, auf der Kopenhagen liegt, verbunden. Die Regatta Silverrudder führt einmal um die Insel herum, ca. 140 sm, je nach Wind und Kreuzverhältnissen, startet am Freitag ab 10 Uhr, geht durch die Nacht und endet, wenn man den Starthafen wieder erreicht hat. Kritische Punkte sind u.a. die Durchfahrten bei den beiden Brücken.
Ich war dabei, weil die Regattaleitung einen Ansprechpartner an Land vorschreibt und so habe ich es erlebt: Die dänische Stadt Svendborg ist der Ausgangspunkt der Regatta und wir beide, Markus und ich, kommen nach rund 1200 km Autofahrt in unserem Quartier am Spätnachmittag dort an. Die BB10 liegt aber noch in Nyborg, wo Markus sie ausgekrant hat, stehen lassen, nachdem er dort 14 Tage vorher bereits Einhand das Vegvisier Race mitgesegelt hatte.
Schon auf der Autofahrt und am Abend drehen sich die Gedanken und Gespräche um die enge Planung der nächsten Tage. Wir müssen am folgenden Donnerstag früh nach Nyborg, die BB10 einkranen, Markus segelt das Schiff dann am Vormittag ca. 22 sm nach Svendborg, während ich den Wagen dorthin zurückfahre, die notwendigen Registrierungsformalitäten erledige und neugierig warte, wo er denn in diesem Hafen noch einen Liegeplatz finden wird.

Um 17 Uhr ist Skippersmeeting für die rund 350 teilnehmenden Segler in einer sehr großen Halle. In einer griffigen, sehr professionellen Ansprache der Wettfahrtleitung werden die Sicherheitsregeln sowie der Kurs erläutert und die Fairness der Segler untereinander „vereinbart“ (Anluven beim Überholvorgang ist tabu!). Ein namhafter Wetterguru erläutert die zu erwartenden Windbedingungen und insbesondere den Einfluss der Thermik, die überraschenderweise auch hier an der dänischen Südsee eine große Rolle spielt.

Danach letzte Vorbereitungen, Batterien laden, check der Positionslampen, Planen der ersten Segelgarderobe und ggf. des schnellen Wechsels auf große Genua oder Code Zero, wann und wo sollte der Motor, der zur Hafenausfahrt dringend benötigt wird, unter Deck gepackt werden? Und natürlich längere Spekulationen über die beste Starttaktik. Wo werden die Tonnen genau liegen, wie stark wird der Strom auf die Startlinie schieben, werden die 130 startenden Medium Keelboats in Markus´ Klasse tatsächlich bei der zu erwartenden Windrichtung alle mit Wind von Backbord starten oder wird es doch einige Hammel geben, die versuchen mit Vorfahrt sich einen Vorteil zu sichern? Mit all diesen Gedanken muss man erst mal gut schlafen können. Wir diskutierten diese Themen ja eigentlich schon während der langen Autofahrt.
Markus macht sich seine Verpflegung und geht schlafen.

Freitag früh! Da die BB10 das äußerste Schiff im 7er-Päckchen ist, muss sie früh ablegen, obwohl die Startzeit für die Medium Keelboats erst viel später ist. Markus erreicht einen vorher ausgeguckten Molenplatz an der Hafenausfahrt und kann in aller Ruhe abwarten und sogar den Motor schon verstauen. Ich bin zu dem Uferplatz gewandert, von dem man die Starts der sieben Klassen (Mini, Small, Medium, Large und Extra Large, sowie Multihull Small und Multihull Large) besten beobachten kann.

Die Idee hatten schon andere (s. Bild)! Strahlender Sonnenschein, gefühlte 25 Grad und der erwartete Ostwind wechselnd zwischen 8 und 12 kn.

Gestartet wurde mit P und da waren tatsächlich diverse „Jollensegler“, die versuchten mit ihren Mediums gegen den Strom wieder hinter die Startlinie zu kommen. Die Mediums waren mit 130 Startenden die größte Gruppe. Ich habe die BB10 durch die vielen Segel nicht sehen können, aber Markus ist gut weggekommen. Auf dem langen Schlag nach Norden zur Großen Belt Brücke kam bei diesem Ostwind der Code Zero zum Einsatz, musste aber immer wieder auch gewechselt werden, weil der Winkel teilweise zu spitz wurde und Kreuzen angesagt war. Markus hat es geschafft, sogar mit einem Platz um den 25sten die erste große Hürde, die Große Belt Brücke zu passieren. Hier haben in vorangegangenen Regatten viele Segler lange warten müssen, bis Wind und Strömung eine Passage erlaubten. Der Parcours füllte sich immer mehr, weil vorangegangene Startgruppen eingeholt wurden und später gestartete aufgelaufen sind.

Es war jetzt schon später Nachmittag und Thermikentscheidungen standen an. Wir waren immer wieder in telefonischem Kontakt und erörterten Kursvarianten, außen an Romsö vorbei oder doch, wie der Mainstream innen? Markus entschied sich für außen und ist damit gut gefahren. Auf der Nordseite von Fünen hatte der Wind böig zugelegt, es war lange schon dunkel und Markus rauschte mit den ihn umgebenden Schiffen unter Code Zero, teilweise Schmetterling geschotet, gen zweite Brücke bei Fredericia/Middelfart. Es war richtig neblig geworden, zwischen 50m und 100m Sicht und die Überlegung war, abzupowern, den Code Zero wegzunehmen. Dann aber doch lieber schnell mit den anderen mithalten, bevor einer von hinten auf die langsamere BB10 aufläuft, weil er Markus zu spät erkennt. Die BB10 hat vorschriftsmäßig ihre Positionslichter oben im Top des Mastes und kein Achterlicht am Heck.

Im Kanal von Middelfart ist Markus innerhalb einer Stunde zwischen zwei und drei Uhr zügiger als andere durchgekommen und dann begann – immer noch bei Dunkelheit – ein mühseliges Weitersegeln bei schwächerem Wind und vielen Segelwechseln. Meine Hochachtung, in diesem doch müdem Zustand immer wieder die Energie und die eigene Motivation aufzubringen, einhandsegelnd die Segel zu wechseln. Aber nur so bleibt man in der Gruppe zwischen 20zigster und 30zigster.

Gegen Morgen frischte der Wind auf und aus einem Pulk von über 40 Schiffen aller Klassen ging es auf die 10 sm lange Zielkreuz im immer enger werdenden Kanal nach Svendborg. Für diese Kreuz wäre eine kleinere Fock hilfreich gewesen. Und trotzdem beendete Markus das Rennen noch auf einem hervorragenden Platz 35 im ersten Drittel seiner Klasse und dazu noch weit vor der zweiten BB10, die ebenfalls mitgesegelt ist – ganz zu schweigen auch vor vielen Routiniers, die das Revier wie ihre Westentasche kennen und die nicht das erste Mal diese im Norden so bekannte Regatta bestritten haben.

Markus hat mit dieser Performance Seemannschaft auf sehr hohem Niveau abgeliefert. Ich gratuliere von Herzen. Besser kann man die Werte des DTYC nicht vertreten.